Das ‘Kiezbündnis am Kreuzberg’ setzt sich für eine Stärkung des nachbarschaftlichen Zusammenhalts im Wohnumfeld ein. Stadtgeographisch bezieht es sich, wie im Impressum der begleitenden Zeitschrift ’Kreuzberger Horn’ nachzulesen ist, auf das Gebiet “zwischen dem Landwehrkanal und dem Kreuzberg als Nord-Süd- und dem Mehringdamm und dem Gleisdreiecksgelände (in seiner ganzen Ausdehnung unter Einschluss des Parks) als Ost-West-Begrenzung mit gelegentlichen Ausflügen darüber hinaus.“
Der so definierte Kiez am Kreuzberg wird von dem Bündnis in seinen monatlichen ‘Ratschlag’-Dikussionen, auf öffentlichen Veranstaltungen – inbesondere im Rahmen der jährlich durchgeführten ‘Kiezwoche’ – sowie in den Artikeln des ‘Kreuzberger Horn’ unter verschiedenen Aspekten in den Blick gerückt. Dazu gehören das historische Gewordensein des Wohngebietes, seine Gefährdungen insbesondere durch verdrängende spekulative Bauvorhaben, seine Alltagsprobleme z.B. die Verkehrssicherheit betreffend und auch seine künftigen Entwicklungsmöglichkeiten im Interesse der ansässigen Bevölkerung.
Hervorgegangen ist das Bündnis aus der Kooperation der ‘Kreuzberger Horn’-Initiative, die im Zuge der Organisierung des 1996 begründeten Hornstraßenfestes entstand und seit dem Jahre 2001 jeweils Ende August / Anfang September eine ‘Kiezwoche’ (mit dem Hornstraßenfest als Abschluss) veranstaltet mit anderen Vereinen und Gruppen wie etwa ‘Möckernkiez e.V.’, ‘Peace Train e.V.’, ‘Kreuzberg Hilft’, Aktive im St Gertraudt-Wohnkomplex und mehreren spezieller ausgerichteten Initiativen, die sich, wie auch das Bündnis selbst, für eine sozial verantwortliche öffentliche Aneignung des zum Rathausblock gehörenden ehemaligen Kasernengeländes (‘Dragonerareal’) engagieren. Die Entscheidungen treffende Basis des Bündnisses ist der jeweils am ersten Donnerstag des Monats durchgeführte ‘Kiezratschlag’, zu dem durch E-Mail-Rundbriefe sowie durch Aushänge an verschiedenen Stellen im Kiez öffentlich eingeladen wird.
In einer allgemeiner gehaltenen Bestimmung der Aufgabenstellungen des ‘Kiezbündnisses am Kreuzberg’ sind zwei Akzente zu setzen, von denen der eine politisch-aktuell und der andere eher lebensweltlich ausgerichtet ist. In einer Welt, in der international agierende Investorengesellschaften rein profitorientiert in den städtischen Wohnungsmarkt drängen und in der die weltweite digitale Vernetzung mit großer Geschwindigkeit zu neuen Kommunikationsformen und Techniken führt, bleibt das tägliche Leben in einzelnen Stadtteilen einer Metropole nicht unbeeinflusst davon und kann in mancherlei Hinsicht zu negativen Veränderungen führen.
Im Rahmen von politisch-aktuellen Aufgaben waren in jüngerer Zeit kritische Reaktionen und widerständige Aktivitäten gefragt, die sich insbesondere auf größere Bauprojekte innerhalb oder am Rande des Kiezes bezogen wie etwa Pläne für Veränderungen im Riehmers Hofgarten Komplex, Abriss und Neubauten auf dem Postbankgelände und die Durchkreuzung des Meistbieterverfahrens auf dem Dragonerareal. Auch für diejenigen, die in ihren Häusern von solchen Veränderungen nicht direkt betroffen sind, endet das Wohnen nicht an der Wohnungstür. Hätte der in Wien ansässige Großinvestor ‘Dragonerhöfe GmbH’ sich mit seinem Höchstangebot und anschließend um des Gewinndruckes willen mit dem Bau von Luxuswohnungen durchgesetzt, dann hätte das für Viele im Kiez mancherlei nachteilige Konsequenzen mit sich bringen können wie etwa eine Mietspiegelanhebung oder eine atmosphärische Veränderung im Hinblick auf Geschäfte oder Lokale und auf die Mischung von Wohnen und Gewerbe. Auch politische Parteien griffen im Wahlkampf entsprechende Befürchtungen seitens der ansässigen Bevölkerung auf, wenn Slogans wie “Kiez statt Kommerz“ auf ihren Plakaten zu lesen waren. Die ‘Kreuzberger Horn’-Initiative kann mit einiger Genugtuung auf die Erfolge von engagierten Aktivitäten in der Vergangenheit zurückblicken, denn ohne ihren Einsatz in öffentlichen Veranstaltungen etwa mit Bürgermeister Franz Schulz und Baustadtrat Orlowsky sowie Flugblattaktionen hätte es die Einrichtung des Milieuschutzgebietes ‘Hornstraße’ (vom Landwehrkanal bis zur Hagelbergerstraße und von der westlichen Seite der Großbeerenstraße bis zur Möckernstraße) nie gegeben.
Die andere hier angeführte Akzentsetzung betrifft ein notwendiges Setzen von lokalen Kontrapunkten gegen problematische Entwicklungen im digitalen Zeitalter, ohne dass damit einer einseitigen oder gar nostalgischen Einstellung zu gegenwärtigen Entwicklungen das Wort geredet wird. Die Einrichtung dieser Website sowie eines Blogs für die Zeitschrift Kreuzberger Horn (www.kreuzberger-horn.blogspot.com), der E-Mail-Adresse kiezbuendnis-am-kreuzberg@gmx.de und speziell der Anschrift für die jährliche Kiezwoche kiezwoche.kreuzberg@gmail.com bezeugen eine ausgiebige Nutzung von IT-Techniken, wo sie hilfreich erscheinen für die Kommunikation im Kiez. Gleichzeitig werden jedoch auch Befunde ernst genommen, die einen Verlust von Empathie, ein Entfernen der Menschen voneinder disgnostizieren bis hin zur Abhängikeit, wie gerade im hiesigen Kiez die Einrichtung einer ‘Beratungsstelle für Internetsüchtige’ in der Wartenburgstraße (vgl. dazu Kreuzberger Horn Nr. 26) bekundet. Eine Stärkung der Kommunikation vor Ort und von Angesicht zu Angesicht gehört damit zu einem Grundanliegen des Kiezbündnisse, und das Bemühen um einen ‘Kiezort’ oder Nachbarschaftszentrum in einem oder einigen der zur Zeit leer stehenden Räume auf dem ‘Dragonerareal’ weist in diese Richtung.